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Standard Mops und Mops 2.0

Standard Mops UND Mops 2.0

 

Bewusst wähle ich in der Überschrift das Wort UND, nicht ODER oder GEGEN. Der Standard Mops an sich ist ja plötzlich nicht schlecht oder als “minderwertig” zu verstehen. Dann hätte ich all die Jahre gravierend etwas falsch gemacht. Der Mops 2.0 soll im Endeffekt die gemäßigtere Version des derzeitigen Standard Mopses sein. 

Aber fange ich mal von vorne an.

In den ersten Jahren meiner Zuchterfahrung waren die Clubschauen in Deutschland noch gut besucht mit 60 bis 80 Möpsen. Ausstellungen waren DER Treffpunkt, um sich das Geschehen in der Zucht zu betrachten. Die Welpenkäufer wurden ermutigt ihre Möpse auszustellen, so konnten die Züchter geeignete Rüden anhand der Nachzuchten für die eigenen Hündinnen ins Auge fassen. Die Basis der Zuchthunde in Deutschland war jedoch überschaubar und fremde Blutlinien durch Importe eher die Ausnahme. Die Nutzung des Internet und die Globalisierung waren noch nicht weit fortgeschritten, deshalb verlief die Kommunikation noch analog per Telefon, und wir reisten auch gerne um die Züchter zu besuchen. Das hatte den Vorteil die Möpse in Natur zu erleben und zusätzlich auch nette Freundschaften zu pflegen.

Mich zog es schnell ins angrenzende Ausland, nach  Frankreich, Luxemburg, Niederlande, um mir dort die Möpse anzuschauen und andere Mopszüchter kennenzulernen. Dann auch weiter über den Atlantik nach Brasilien und in den hohen Norden, nach Schweden. Durch die Ausflüge über die Landesgrenzen eröffneten sich mir neue Kontakte und brachten frische Blutlinien in meine Zuchtbasis. 

Die genetische Auffrischung bemerkte ich sofort an einer besseren Vitalität der Neugeborenen und der allgemeinen unproblematischen Entwicklung während der Welpenzeit. Im Nachhinein erkenne ich auch, dass viele der von mir gezüchteten Möpse ein wirklich gesegnetes Alter erreichen. 

Leider gehören auch Rückschläge zum Züchterleben. Manchmal glaubte ich den goldenen Gral für meine Zucht gefunden zu haben, ein Bild von einem Kerl (Mops) und dazu noch laut Besitzer/in kerngesund. Die große Enttäuschung folgte Jahre später, wenn sich genetische oder gesundheitliche Probleme bei den Nachzuchten zeigten.  Leider waren viele der Gesundheitsuntersuchungen von heute zu der Zeit noch nicht möglich und wir wussten es nicht besser.



In den letzten Jahren haben sich viele neue Möglichkeiten eröffnet, die potentiellen Zuchthunde testen und untersuchen zu lassen, um Risiken für die Nachzuchten zu minimieren.

Tierärzte und Wissenschaftler mahnen seit Jahren, dass die Ideale in der Mopszucht tierschutzrechtlich nicht mehr zu vertreten sind. Auch unser internationaler Dachverband, die FCI ( Fédération Cynologique Internationale) hat sich mit der mittlerweile nicht mehr haltbaren Situation der brachycephalen Hunderassen in der Zucht und den Ausstellungen beschäftigt. Die wissenschaftliche Kommission der FCI  hat eine Zuchtstrategie erarbeitet, die unter anderem ausdrücklich empfiehlt : 

Es sind Zuchttiere mit weniger übertriebenen anatomischen Merkmalen auszuwählen (zum Beispiel: verengte Nasenlöcher, große Hautfalten über der Nase, kurzer und dicker Hals, Fettleibigkeit)

Quelle: BRACHYZEPHALE RASSEN UND DAS BRACHYZEPHALE OBSTRUKTIVE ATEMWEGSSYNDROM (BOAS) (Bericht, Strategie und Empfehlungen, Wissenschaftliche Kommission der FCI, vom 15.07.2020)



Zum besseren Verständnis beschäftigen wir uns mit dem derzeit geforderten Mops Standard. Die Definition wird im FCI Rassestandard Nummer 253  beschrieben. 

Als kleiner Gesellschafts- und Begleithund mit Charme, Intelligenz, fröhlich und lebhaft wird er beschrieben. Der Körper quadratisch, kompakt, gedrungen, viel Masse auf kleinem Raum (Multum in Parvo).

Die letzten Änderungen des Standards fanden in 2011 statt, das Patronatsland  (Schirmherrschaft) ist England (UK).


Es wurde folgendes präzisiert:

der Mops darf niemals tiefgestellt noch schmal und hochbeinig sein. Ausgesprochen quadratisch und kompakt. Der Kopf ziemlich groß und im Verhältnis zum Körper rund. Klar abgezeichnete Falten auf der Stirn, ohne Übertreibung.

Der Nasenschwamm: schwarz mit ziemlich großen, weit geöffneten Nasenlöchern. Zusammengedrückte Nase und starke Faltenbildung auf dem Nasenrücken sind unakzeptabel und sollten schwer bestraft werden.  Der Fang: Ziemlich kurz, …Augen oder Nase sollten niemals nachteilig beeinträchticht oder von Falten auf dem Nasenrücken verdeckt sein.

Sichtbare Zähne oder Zunge sollten schwer bestraft werden.  Die Augen: relativ groß und von runder Form. Niemals hervorstehend, übertrieben oder Weiss zeigend, wenn sie direkt nach vorne schauen. Frei von jeglichen Augenproblemen.

Körper: kurz, gedrungen, gerader Rücken, Rippen gut gewölbt und weit nach hinten zurückreichend. Die Rute so eng wie möglich über die Hüfte gerollt. In der Bewegung fähig für eine entschlossene und gleichmäßige Bewegung.

Größe und Gewicht: Es sollte eine harte Muskulatur sein, aber Substanz sollte nicht mit Übergewicht verwechselt werden.

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Soweit die Änderungen, die nach der aufrüttelnden BBC Dokumentation aus 2008 bestehende Einwände in der Zucht beheben sollten. 


Die wissenschaftliche Forschung und die daraus resultierende Lösungsfindungen machten im letzten Jahrzehnt riesengroße Schritte. Zu erwähnen ist unter anderem die BOAS Studie und der entwickelte BOAS Test der Universltät Cambridge. Und das Projekt um die Pug Myelopathie, das derzeit in den USA erforscht wird. Beide Studien legen dem Züchter und Besitzer unter anderem nah, den Mops sehr schlank zu halten, was konträr zum derzeitigen Rassestandard ist.


Meiner Meinung nach ist an der Zeit den FCI Standard erneut anzupassen. Gewisse äußere Merkmale (Phänotyp) und Interpretationen des Standards haben zu den aktuellen Übertreibungen und daraus entstandenen Beschwerden geführt. Enge Linienzucht zur Festigung der äußeren Merkmale  haben die genetische Vielfalt minimiert. Das Internet und die fast unbegrenzten Möglichkeiten einen Mops aus jedem Teil der Welt zu kaufen,  hat die Populationen  genetisch nicht bereichert, sondern zu einem genetischen Unikat verschmolzen. (Hoher genetischer Inzuchtkoeffizient, über 44 % laut (SNF) einer Studie aus Schweden). 

Mit dem Projekt Mops 2.0 öffnen wir eine Tür,  um den Standard Mops wieder in eine genetische Vielfalt zu führen und das äußere Erscheinungsbild wieder, auf die so oft geforderten, weniger übertriebenen Merkmale zu reduzieren. Der Weg kann nur gemeinsam beschritten werden,  Standard Mops  UND Mops 2.0,  um zum Ziel zu kommen. 

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Kommentare: 2
  • #1

    Monika (Sonntag, 12 März 2023 11:06)

    Toller Bericht, danke dafür, mehrmals gelesen und verinnerlicht.
    Der Mops hat es verdient !!
    Liebe Grüsse von Monika vciminskiSchönemann und Aurora
    Rosi, (wild, treu, Herzenshund, frech, verfressen,
    (Ich passe auf)
    Liebt lange Spaziergänge, am liebsten mit Wasser, gesund und munter...

  • #2

    Cindy (Sonntag, 12 März 2023 18:20)

    Susi - excellent blog. I could not agree more with your comments. Health and function should always be prioritized over the outward appearance.

    I thank you for my smart, healthy and handsome Julius. �