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Gesundheit im Fokus. Wie retten wir Mops, Bulldogge und Co.?

In der Hundewelt hat sich große Unruhe breitgemacht, man kann ohne Übertreibung von wahren Erschütterungen sprechen. Im Laufe der letzten Jahre ist enormer Druck auf Züchter*innen und Aussteller*innen aufgebaut worden. Und zwar mit dem Thema Qualzucht, mit dem die Zucht von Tieren bezeichnet wird, die Merkmale ausbilden, die mit Schmerzen, Leiden, Schäden oder Verhaltensstörungen verbunden sein können. Die Zucht gesunder Lebewesen ist ohne Frage von höchster Bedeutung für alle seriösen Hundezüchter*innen. Die Diskussionen zur Qualzucht werden jedoch teilweise überhitzt geführt und haben auch zu Streitigkeiten bis hin zu Verunglimpfungen und Flügelkämpfen zwischen Züchter*innen einzelner Rassen und verschiedenen Verbänden geführt. 

Artikel von Thomas Schwank  Original auch unter  SitzPlatzFuss.com 

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Thomas Schwank…

… war freier Redakteur, Produktmanager beim Deutschen Sportfernsehen und Geschäftsführer einer PR-Agentur, bevor er sich aufs Drehbuchschreiben, u.a. für Tatort konzentrierte. Für die Filme „Die fremde Frau“ und „Die Frau am Ende der Straße“ wurde er jeweils für den Grimme-Preis nominiert.

In seinem gemeinsam mit Theo Solnik gedrehten Dokumentarfilm THIS IS A DOG’S WORLD hat er über einen Zeitraum von anderthalb Jahren Hundezüchter in ihrem Alltag begleitet. Thomas Schwank züchtet außerdem selbst Boston Terrier unter dem Zwingernamen „Gesamtkunstwerk“.

Weitere Infos: www.boston-gesamtkunstwerk.de

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Um es klar und deutlich zu formulieren: Ja, wir benötigen eine Diskussion über Qualzucht, und ich denke, es muss auch gehandelt werden. Aber das, was in diesem Jahr in den Niederlanden passiert ist, erscheint nicht wenigen als hysterische Überreaktion oder zumindest als symbolischer Schnellschuss. Die niederländische Regierung hat die Zucht von kurzschnäuzigen Hunderassen mit strengen Zuchtauflagen belegt. Sie begründet die Auflage mit dem Artikel 3.4. des Tierschutzgesetzes, das verbietet, Heimtiere in einer Weise zu züchten, die dem Wohlergehen und der Gesundheit der Elterntiere oder seiner Nachkommen schadet. Interessanterweise haben die Medien aus der Zuchtauflage die griffige Headline entwickelt: Zuchtverbot für Möpse. Doch so einfach ist es nicht, der Fall liegt anders.

Wenn man sich die Veröffentlichung zu den Zuchtauflagen „Fokken met kortsnuitige Honden“ (deutsch: Zucht mit kurzschnauzigen Hunden) anschaut, geht es eigentlich nicht um Zuchtverbote, sondern um Anweisungen, wie Züchter*innen künftig züchten sollen bzw. mit welchen Zuchttieren sie züchten dürfen. Demnach müssen die Schnauzen der Hunde künftig in der Länge mindestens ein Drittel der Schädellänge entsprechen. Möpse dürfen also auch weiterhin in den Niederlanden gezüchtet werden, wenn sie denn eine Schnauzenlänge von mindestens einem Drittel ihrer Schädellänge aufweisen. Doch es gibt nach Einschätzung des dortigen Zuchtvereins keine bzw. zu wenige Möpse, die der neuen Auflage entsprechen. Daraufhin hat der niederländische Mopsclub bekannt gegeben, bis auf Weiteres die Zucht von Möpsen einzustellen. Für die Liebhaber*innen dieser über zweitausend Jahre alten Hunderasse eine Katastrophe. Aber nicht zwingend für die Möpse. Denn viele Möpse haben immer größere Atemprobleme, sie leiden unter BOAS, dem Brachycephalic Obstructive Airway Syndrome.

Auf älteren Fotos und Gemälden, z. B. aus der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts, haben Möpse noch eine klar hervorstehende Schnauze, ein deutlich sichtbares Vorgesicht, die Tiere haben weniger Falten und die Augen liegen tiefer im Schädel. Genau zu solch moderaten Mopsköpfen sollen die Züchter*innen zurückkehren, wird in dem Gutachten im Auftrag der niederländischen Regierung von versierten Tierärzt*innen und renommierten Wissenschaftler*innen gefordert. Es ist also ein Beschluss, mit dem die Gesundheit der Rassehunde gesichert bzw. verbessert werden sollte. Leider wurden die Rassehundevereine nicht mit ins Boot genommen, daher die Empörung und die hohen Wogen.

Der Weg von mopsfidel zu mopskrank

Wie konnte es überhaupt dazu kommen, dass sich Möpse von einer damals sportlich „mopsfidelen“ zu einer Rasse entwickelt haben, die von vielen als überzüchtet bezeichnet wird? Wie alle Rassehunde werden die Möpse nach einem eigenen Rassestandard gezüchtet. In dem Rassestandard steht, wie ein Mops auszusehen hat. Also sollte er sich doch eigentlich gar nicht verändern, wenn die Züchter*innen ihre Zucht am Rassestandard ausrichten, oder?

Zum Fang des Mopses steht im Rassestandard unter anderem: Ziemlich kurz, stumpf, quadratisch, nicht aufgebogen. Und damit befinden wir uns mitten im Dilemma der Rassehundezucht. Denn lediglich der Begriff „quadratisch“ ist eindeutig, die anderen Begriffe müssen von den Züchter*innen interpretiert werden. Wie „kurz“ oder „stumpf“ soll denn jetzt der Fang eines Mopses sein? Ab wann ist ein Fang „aufgebogen“ und entspricht also nicht mehr dem Rassestandard? Die Züchter*innen folgen hier ihrer eigenen Wahrnehmung. Und unsere Wahrnehmung unterliegt immer wieder Veränderungen. Vor hundert Jahren waren sich sicherlich die meisten einig, dass die Schnauzen der Möpse, die auf den Hundeausstellungen gezeigt wurden, kurz sind. Aus Sicht vieler heutiger Mopskenner*innen waren die Schnauzen damals eher lang. Aber warum wurden die Schnauzen über die Jahre kürzer und nicht länger?

Das hat nicht unmittelbar mit dem Ideal eines Mopses zu tun, wie er im Rassestandard beschrieben wird, denn dafür sind die Rassestandards zu ungenau in ihrer Beschreibung. Um sich dem beschriebenen Idealbild anzunähern (das ist es, was die Züchter*innen versuchen), muss es interpretiert werden. Das machen alle (Züchter*innen, Besitzer*innen, Richter*innen usw.) für sich oder im Austausch mit anderen und anhand von Zeichnungen und Bildern. Die Interpretation reflektiert dabei natürlich auch aktuelle Sehgewohnheiten, gesellschaftliche Trends und den persönlichen Geschmack. So kommt es, dass es nicht den einen einzigen Idealtypus gibt, der über alle Zeiten unverändert Bestand hat. Die Schnauzen der Möpse wurden kürzer, weil Züchter*innen ein urmenschliches Bedürfnis haben: Sie suchen das Besondere und streben wie alle anderen auch nach Erfolg und Anerkennung.

 

Wie entsteht ein Trend in der Hundezucht?

Die Hundezucht ist eine sehr emotionale und zeitintensive Lebensaufgabe, in der sich viele Züchter*innen persönlich verwirklichen und wahrgenommen werden möchten. Wie können Züchter*innen in Fachkreisen schnell auf ihre Zuchthunde und damit auf sich aufmerksam machen? Indem sie Hunde ausstellen, die einen sofortigen Wiedererkennungswert haben, die aus der Masse herausstechen und deswegen heftige Reaktionen bzw. Emotionen hervorrufen. Wer also Möpse mit einer Fanglänge ausstellte, die im Vergleich mit den anderen den meisten „zu kurz“ erschien, konnte sich der Aufmerksamkeit aller anderen Züchter*innen und Aussteller*innen sicher sein. Natürlich stoßen solch auffällige Hunde auch auf Ablehnung, sie werden von manchen als überzüchtet bezeichnet. Aber nicht nur. Es gibt immer Menschen, für die diese Möpse die schönsten sind und ihrer Meinung nach dem Rassestandard viel näherkommen als alle bisherigen. Und so kommt, was über kurz oder lang kommen muss: Diese Hunde werden von einer Richterin oder einem Richter nach vorn gestellt, sie gewinnen eine Ausstellung. Die Züchter*innen dieser Hunde fühlen sich bestätigt und noch mehr angestachelt, „ihre“ Version des Mopses noch erfolgreicher zu machen. Andere sehen, wie erfolgreich der Hund ist, und beginnen ebenfalls, kürzere Schnauzen zu züchten, in Erwartung, erfolgreicher in der Zucht zu werden.

 

Warum neue Trends nicht unbedingt gut sind

 

Psychologisch betrachtet ist es attraktiver, etwas Neues zu probieren, als z. B. anzuerkennen, dass die Hunderasse, die ich züchte, perfekt ist, genau so, wie sie gerade ist. Eine „Erhaltungszucht“ erscheint vielen Züchter*innen langweiliger als das Streben nach neuen Zielen. So lassen sich aktuelle Trends erklären, wie z. B. die immer stärker abfallende Rückenlinie bei den Deutschen Schäferhunden, die immer kräftigeren Halspartien von Englischen und Französischen Bulldoggen sowie die immer größer und schwerer werdenden Rottweiler, Doggen oder Mastinos usw. Bei sehr vielen Rassen lassen sich ähnliche Tendenzen feststellen. So werden z. B. auch Whippets mittlerweile oft etwas größer gezüchtet, der kleinere, moderate Typ ist weniger zu sehen. Nicht zu vergessen ist auch der Trend zu den sogenannten Teacup-Hunden. Also noch kleinere Chihuahuas, Zwergpinscher und Pomeranians, die, wenn sie von Celebrities gehalten werden, zu neuen Modewellen führen, ohne Rücksicht auf die Gesundheit der Hunde.

Warum wollen es manche Menschen nicht wahrhaben, dass bestimmte Zuchtziele für die Hunde schwere Krankheiten nach sich ziehen? Hilfreich könnte das Wortspiel „Déformation professionnelle“ sein, das die Tendenz bezeichnet, durch eine einseitige Sichtweise zu blinden Flecken zu neigen. Die intensive Auseinandersetzung mit dem Rassestandard der geliebten Hunderasse, ohne Berücksichtigung tiermedizinischer Erkenntnisse, kann zu den ungesunden Extremen in der Zucht führen.

 

Welche Hunderasse könnte die nächste Extremzucht werden?

Ganz aktuell könnte es die verhältnismäßig junge Rasse Boston Terrier treffen. Boston Terrier sind im Laufe der letzten Jahre sehr populär geworden. Die lebhaften und freundlichen Hunde werden häufig als gesündere Variante zum weitverbreiteten Mops und zur Französischen Bulldogge genannt. Boston Terrier gelten allgemein als noch nicht so „durchgezüchtet“, was bedeutet, die Rasse zeigt noch kein so einheitliches Bild, wie z. B. Pudel, Dackel oder eben der Mops. Gerade in diesem noch nicht ganz einheitlichen Bild einer Rasse liegt eine große Faszination für einige Menschen, sich mit der Zucht dieser Hunde zu beschäftigen. Mit ein wenig züchterischem Geschick können relativ schnell eigene Fußspuren in einer Rasse hinterlassen werden. Viele Züchter arbeiten daran, einen eigenen „Typ“ Boston Terrier zu kreieren. Einige empfinden es als Ritterschlag, wenn ihre Hunde als „aus der Zucht von Frau oder Herrn XYZ“ erkannt werden.

Seit mehr als 20 Jahren habe ich Boston Terrier, stelle sie aus und züchte sie auch seit einigen Jahren. Bisher besitzen die meisten Boston Terrier in Deutschland einen deutlich sichtbaren Fang mit erkennbarem Nasenrücken. Im Rassestandard der Boston Terrier gibt es eine Größenangabe zum Vorgesicht: Die Länge (des Fangs) beträgt maximal ca. ein Drittel der Schädellänge. In den 1990ern bis ins neue Jahrtausend gab es noch einen einfachen „Test“, um sich von der korrekten Schnauzenlänge zu überzeugen. Hunderichter, Züchter oder Aussteller legten ihren Daumen quer über den Nasenrücken des Boston Terriers. Eine Daumenbreite galt als erwünschte Fanglänge. Als wir unseren ersten Boston Terrier kauften, zeigte uns das Züchterehepaar diese „Messmethode“.

 

Der Einfluss der sozialen Medien auf die Zucht

In den sozialen Medien, die in den Nullerjahren ihren Siegeszug als Austauschplattformen begannen, vernetzten sich weltweit Züchter*innen, um über die Zucht zu diskutieren. Ein Lieblingsthema war die Länge des Fangs und was nach Rassestandard nun richtig sei. Spitzfindig stellten einige fest, dass ein kleiner Mensch einen schmalen Daumen hat und ein großer Mensch einen breiten. Wer im Internet mit dem Tipp des Daumenauflegens kam, wurde schlichtweg als hemdsärmelig und dumm belächelt – Cyber-Mobbing ist auch in Züchter*innenkreisen ein großes Thema. Plötzlich entdeckten einige Züchter*innen etwas „Neues“, nämlich, dass nur die Maximallänge des Vorgesichts im Rassestandard angegeben wird, nicht aber die Mindestlänge. Daraus schließen einige Züchter*innen: Die Schnauze des Boston Terriers sollte so kurz gezüchtet werden, wie es geht – möglichst weit weg von der zugelassenen Maximallänge.

Zeitgleich tauchte in den USA der junge Boston Terrier Kenʼs Nʼ Roobarb Nʼ The Horse Ya Rode In On, genannt Hoss, in der Ausstellungswelt auf und avancierte zu einem der erfolgreichsten Boston Terrier aller Zeiten. Hoss hat einen sehr hohen Wiedererkennungswert, einen „Instant Appeal“ durch seinen extrem kurzen Fang. Deswegen war dieser Hund von Anfang an heftig umstritten und in den sozialen Medien wie Facebook sehr präsent. Das verhalf ihm zu größter Popularität und er veränderte die Wahrnehmung, wie kurz nun eigentlich Boston-Terrier-Schnauzen sein sollten. Längst haben andere Boston Terrier in vielen Ländern der Welt mit sehr kurzen Schnauzen Karriere gemacht, die meisten haben wie Hoss ihre Gene vielfach weitergegeben. Es gibt inzwischen weltweit Züchter, die Hunde ohne Nasenlänge züchten, weil es doch angeblich nach Rassestandard „erlaubt“ ist. Sie behaupten vehement, dass die Nasenlänge, bzw. Nasenkürze, keinen Einfluss auf die Atmung von Boston Terrier habe. Auch die katastrophalen Erfahrungen, die Züchter mit Möpsen, Französischen und Englischen Bulldoggen gemacht haben, ist für sie kein Grund, die Schnauzenlänge so moderat zu belassen, wie sie bisher gezüchtet wurde. Ihr Argument: Die Atemwege der erkrankten Rassen seien nicht mit denen der Boston Terrier zu vergleichen. Außerdem verweisen sie auf extrem kurzschnäuzige Boston Terrier, die sehr gut atmen können. Solche Hunde gibt es natürlich, denn die Nasenlänge allein entscheidet nicht über die Atmung eines Hundes, es gibt weitere Faktoren, haben Tierärzte so untersucht.

Warum sich das gemeinsame Vorgehen von Züchter*innen und Tierärzt*innen lohnt

Für welches Argument die Verfechter*innen der Extremkurzschnauzen vollkommen unempfänglich sind, ist die wissenschaftliche Erkenntnis, dass die Gefahr von Atemwegsproblemen deutlich steigt, je kürzer der Fang ist. Egal bei welcher Hunderasse. Wissenschaftliche Untersuchungen des Brachyzephalen Syndroms bestätigen, dass die Extremzucht unweigerlich in die Krankheit Brachycephalic Obstructive Airway Syndrome oder BOAS führt. Fakt ist: Es gibt weltweit keine einzige wissenschaftliche Untersuchung, die zu dem Ergebnis kommt, die Kürze der Nase habe keinen Einfluss auf die Atmung.

Doch einige Züchter*innen sehen in Tierärzt*innen immer noch Gegner und berufen sich darauf, dass es keine wissenschaftliche Untersuchung des brachyzephalen Syndroms gibt, die sich speziell nur mit Boston Terriern beschäftigt. Als wären Boston Terrier so außergewöhnliche Hunde, dass die tiermedizinischen Erkenntnisse nicht auf diese Rasse übertragbar wären. Nicht selten wird den Tierärzt*innen sogar unterstellt, sie würden die Atemprobleme der brachyzephalen Rassen erst völlig übertreiben, um dann das große Geschäft mit den medizinischen Behandlungen der kranken Hunde zu machen.

Interessant ist, dass in Deutschland und einigen anderen europäischen Ländern nur wenige Züchter*innen diesen neuen Typus Boston Terrier ohne Nasenlänge bevorzugen. Die allermeisten bleiben bei den moderaten Nasenlängen, orientieren sich eher daran, dass die Fanglänge „bis zu einem Drittel der Schädellänge“ betragen darf. Auf Ausstellungen in Deutschland werden häufiger Boston Terrier prämiert, die eine etwas längere Nase haben. International wird das teilweise belächelt bzw. mit Empörung wahrgenommen, dass Züchtende hier nicht auf die neue Interpretation des Rassestandards, die von einigen amerikanischen Rassespezialisten zum „wahren Rassetyp“ erklärt wird, aufspringen. Dabei berücksichtigen die Züchter*innen offensichtlich lediglich tiermedizinische Studien und die eigenen Erkenntnisse aus ihrer Zucht: Sie vermeiden Extremzuchten und züchten trotzdem nach Rassestandard. Ihnen gilt es den Rücken zu stärken, auch und gerade vonseiten der Verbände und der Politik.

 

Der Einfluss von Verbänden und Politik auf die Zucht

Als die Zuchtauflagen in den Niederlanden vor wenigen Monaten eingeführt wurden, befürchteten viele, dass Deutschland nachziehen würde und kurzerhand die Zucht von extremen Kurzschnauzen verbieten würde. Aber der Verband für das deutsche Hundewesen VDH reagierte zusammen mit der Bundestierärztekammer und der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft anders. Die Verbände gehen nämlich hier davon aus, dass die Nasenlänge allein nicht über die Atmung entscheidet, sondern man differenzierter hinschauen und z.B. auch die Beschaffenheit innerhalb der Nase, die Größe der Nasenlöcher und das Gaumensegel mit einbeziehen müsse. Sie haben einen Fitnesstest auf den Weg gebracht, den jeder Mops (auch nicht im VDH gezüchtete) in den nächsten zwei Jahren kostenlos absolvieren kann. Die Ergebnisse fließen in eine Studie ein, durch die die gesunden Hunde identifiziert werden sollen. Diese Möpse sollen dann Grundlage „einer besseren Zuchtrichtung“ werden.

Das bedeutet, dass es nach dieser zweijährigen Studie in Deutschland ebenfalls Zuchtverbote für bestimmte Möpse geben könnte. Die betroffenen Hunde könnten dann allerdings nicht ausschließlich an der Nasenlänge zu erkennen sein. In der Folge ist damit zu rechnen, dass andere brachyzephale Rassen ebenfalls Zuchtauflagen erhalten werden, ansonsten würden die tierärztlichen Verbände jegliche Glaubwürdigkeit verlieren. Die deutschen Züchter*innen erhalten also lediglich einen zeitlichen Aufschub!

Gleichzeitig hat sich die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft Julia Klöckner  Anfang August des Themas angenommen und fordert ein Ausstellungsverbot von Rassen, bei denen Tiere Qualzuchtmerkmale zeigen. Sie reagiert damit auf eine Forderung der Arbeitsgemeinschaft Qualzucht der Bundestierärztekammer, die Gesetzesinitiative von 2012 wieder aufzunehmen, ein Ausstellungsverbot für Hunde mit Qualzuchtmerkmalen durchzusetzen. Explizit werden Möpse und Französische Bulldoggen genannt.

Der VDH, die Tierärztlichen Verbände und Ministerin Klöckner gehen jetzt also gegen  Extremformen der Brachyzephalie vor. Wie einschneidend die Veränderungen werden, zeigt sich in den nächsten Monaten. Jetzt müssen seriöse Züchter*innen beweisen, dass sie die Rassen, deren Hunde vermehrt unter Qualzuchtmerkmalen leiden, in gesündere Bahnen züchten können. Ansonsten droht das AUS.

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